Ende Oktober. Allmählich ist wieder Lebkuchenzeit: Die ersten Verkaufsstände in der Nürnberger Fußgängerzone laden zum Naschen ein und auch ich konnte letztes Wochenende der süßen Versuchung nicht widerstehen und habe mir bereits das erste Paket gekauft. Vergangenen Freitag hatte ich drüber hinaus das Vergnügen, Giulia De Monte, eine der fünf Gründer von „Friedrich und Elise“, zu interviewen.
Das Start-up hat eine wahrhaft leckere Nische gefunden und bietet die traditionell beliebten Nürnberger Lebkuchen in einzigartigen Tasting-Boxen an – ideal für Firmenevents, sowohl online als auch offline. Giulia erzählte mir, wie die süße Geschäftsidee entstanden ist und wie „Friedrich und Elise“ sich seither entwickelt hat.
Die Wurzeln der Leidenschaft für Lebkuchen
Giulia, Studentin der Betriebswirtschft, erzählt von ihrer frühen Leidenschaft für Lebkuchen. „Gute Freunde meiner Familie haben Lebkuchen hergestellt und sogar die sogenannte ‚Lebkuchenglocke‘ erfunden,“ erinnert sie sich lächelnd. Die Erfindung dieses besonderen Hilfsmittels brachte eine Tradition ins Familienleben, die bis heute lebendig ist. Besonders faszinierend waren für sie die Erlebnisse auf Weihnachtsmärkten: „Ein warmer Lebkuchen in der Kälte, das war immer ein ganz besonderes Erlebnis,“ erzählt Giulia, für die selbstgebackene Lebkuchen schon früh eine Bedeutung hatten.
Ein Wettbewerb und eine Idee
Die Gründungsidee für „Friedrich und Elise“ entstand aus einem Uni-Wettbewerb mit dem Titel „5-Euro-Business“. Hier bekamen Studierende ein Startkapital von fünf Euro und Unterstützung durch Wirtschaftspaten, um ein Unternehmen zu gründen – ohne ein hohes finanzielles Risiko eingehen zu müssen.
Giulia und ihre Mitstreiter hatten zu Beginn zwar noch keine konkrete Idee, aber die zündende Inspiration kam, als ein Teammitglied anmerkte, wie sehr seine Mutter eine Lebkuchen-Tastingbox mit Nürnberger Lebkuchensorten schätzen würde. „Da fanden wir die Idee alle super,“ erinnert sich Giulia. So entstand das Konzept der Tastingbox – eine exklusive Auswahl handverlesener Lebkuchen, die Nürnbergs berühmte Spezialität geschmacklich in all ihren Facetten vorstellt.
Hürden und Erfolge auf dem Weg zur Umsetzung
Der Name „Friedrich und Elise“ erzählt seine ganz eigene Geschichte. Die Anspielung auf die traditionelle Lebkuchensorte „Elisenlebkuchen“ liegt nahe, aber Giulia erklärt, dass auch die Friedrich-Alexander-Universität, an der die Gründer studieren, eine Rolle spielt: „Das verleiht dem Namen eine besondere Nähe zu uns,“ bemerkt sie. „Die Jury fand das Konzept klasse – das hat sicher dazu beigetragen, dass wir den Wettbewerb gewonnen haben.“
Mit der Idee in der Tasche ging es für das Team an die praktische Umsetzung. Die erste Herausforderung war, lokale Bäckereien zu finden, die bereit waren, ihre Lebkuchen für die Boxen zur Verfügung zu stellen. „Einige meinten, dass es sich für sie nicht lohnt, oder die Preise waren zu hoch für unsere kleine Produktion“. Doch fünf Bäckereien sagten schließlich zu – darunter ein Betrieb, der normalerweise nicht mit Geschäftskunden arbeitet, sich aber von der Begeisterung des Studententeams überzeugen ließ. „Er gab uns eine Chance, weil er es toll fand, dass wir als Studierende etwas Eigenes auf die Beine stellen wollten.“
Der Start-up-Geist prägte jede Phase des Projekts: Die Boxen, die das Team anfangs online als Rohlinge bestellt hatte, wurden selbst gefaltet, beklebt und verziert. Die Sticker druckte das Team selbst auf einfache Etiketten, bevor später professionelle Etiketten zum Einsatz kamen. „Wir haben alles selbst gemacht,“ betont Giulia, auch wenn die Temperaturen ungemütlich wurden. „Bei fünf Grad standen wir draußen auf dem Parkplatz vor Baumärkten wie OBI und haben die Boxen verkauft. Das hat uns als Team unglaublich zusammengeschweißt.“
Vom Baumarkt-Parkplatz zur Firmenwelt: Lebkuchen als Erlebnis
Nach den ersten Schritten, als sie die Lebkuchenboxen bei kühlem Herbstwetter auf Baumarkt-Parkplätzen verkauften, hat das Start-up mittlerweile den Sprung geschafft und spricht nun gezielt Unternehmen an.
„Wir haben unser Netzwerk genutzt,“ erzählt Giulia. „Familie und Freunde haben uns unterstützt und unser Produkt als Firmen-Weihnachtsgeschenk genutzt. So haben sich die ersten Kontakte und Kunden entwickelt.“ Dass das Produkt von Anfang an verkauft wurde und nicht als kostenlose Probe verteilt wurde, war ebenfalls wichtig: „Wir mussten Einnahmen generieren, da wir kein großes Startkapital hatten.“
Einer der Höhepunkte für das Start-up war ein Online-Event, bei dem das Team ein Tasting-Erlebnis für ein Onboarding-Event mit internationalem Publikum gestaltete. Die Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern diskutierten über Geschmack, Geruch und Textur der Nürnberger Lebkuchen – eine außergewöhnliche Erfahrung. „Das war ein echtes Highlight,“ sagt Giulia begeistert. „Es zeigt uns, dass unser Konzept auch online funktioniert.“
Mehr als nur ein Produkt – eine Einladung zum gemeinsamen Genießen
„Uns ist wichtig, dass die Box ein Erlebnis bietet,“ betont Giulia. Die Tasting-Box soll zum gemeinsamen Probieren einladen, ob mit Freunden, Kollegen oder der Familie. Die Idee ist, dass die Lebkuchen mit Bedacht verkostet werden, jeder seine Eindrücke teilt und das Erlebnis auch nach dem letzten Bissen in Erinnerung bleibt. Als passendes Accessoire gibt es seit kurzem auch Glühwein aus einem kleinen Familienbetrieb – eine Idee, die die festliche Stimmung noch verstärkt. „Wir haben einen Glühwein gewählt, der geschmacklich perfekt zu unseren Lebkuchen passt,“ erklärt Giulia.
Die Herausforderung der Sichtbarkeit
Eine der größten Herausforderungen für das junge Unternehmen ist die Bekanntheit: „Viele wissen einfach noch nicht, dass es uns gibt,“ gibt Giulia zu. Dabei ist die Nachfrage groß, sobald die Boxen entdeckt werden. Während sich das Team noch an Online-Marketing probiert, stellte sich heraus, dass klassische Presseaktionen oft effektiver sind. „Ein Zeitungsartikel hat uns direkt viele Bestellungen gebracht,“ erinnert sich Giulia, während die Wirkung von Google Ads für sie schwieriger einzuschätzen ist.
„Wir probieren vieles aus und besuchen auch Networking-Events, um die richtigen Leute zu treffen und herauszufinden, wie wir die Sichtbarkeit steigern können,“ berichtet sie. Events wie der „Open Coffee Club“ im Café Fatal – wo wir uns trafen – bieten ihr dafür eine ideale Plattform.
Die Zukunft von „Friedrich und Elise“ und Giulias eigene Träume
Auf die Frage, welche Pläne sie für die Zukunft hat, lächelt Giulia und erzählt, dass das Unternehmertum eine Richtung ist, die sie sich gut vorstellen kann: „Ob es bei Lebkuchen bleibt oder in eine andere Richtung geht, wird sich zeigen.“ Für sie persönlich wünscht sie sich, einen Beruf zu finden, der sie erfüllt – eine Tätigkeit, bei der Arbeit nicht wie Arbeit erscheint und sie ihre Leidenschaft voll ausleben kann.
Friedrich und Elise: Die wichtigsten Prinzipien auf einen Blick
Mein Interview mit Giulia, Mitgründerin von „Friedrich und Elise“, zeigte mir eindrucksvoll, welche Prinzipien ein Start-up auf Wachstumskurs bringen können. Das Team rund um die Lebkuchen-Tastingbox hat von Anfang an clevere Strategien und viel Leidenschaft eingebracht – und diese Erfolgsgeheimnisse lassen sich aus dem Gespräch direkt ableiten:
Netzwerk gezielt nutzen: „Friedrich und Elise“ setzte früh auf das persönliche Umfeld und nutzte Familie und Freunde als wertvolle Starthilfe für erste Aufträge und Weiterempfehlungen.
Kosteneffizienz und Verkaufsfokus: Von Beginn an achteten die Gründer darauf, durch Verkäufe einen konstanten Cashflow zu sichern, anstatt das Kapital in kostenfreie Proben zu stecken.
Unvergessliche Erlebnisse schaffen: Die Verkostung der Lebkuchen-Boxen ist weit mehr als ein Produkttest – durch Online-Tastings für Firmen und private Events wird jedes Mal ein vorweihnachtliches Geschmackserlebnis geschaffen, das Lust auf mehr macht.
PR im Marketing: Der Einbezug klassischer Pressearbeit zeigt, wie wichtig es ist, auch klassische Printmedien anzusprechen, um die Reichweite strategisch zu erhöhen.
Leidenschaft und Teamgeist leben: Vom selbstverpackten ersten Prototyp bis zur professionellen Verpackung – die Hingabe und das DIY-Mindset des Teams ziehen sich durch jede Phase der Gründung und stärken den gemeinsamen Erfolg.
Diese Learnings aus dem Gespräch mit Giulia sind eine echte Inspiration für jedes Start-up, das wachsen möchte, und zeigen, wie entscheidend Flexibilität, Teamgeist und eine gezielte Vermarktung sind.
Viel Erfolg liebes Team von Friedrich und Elise und viele Tasting Events in dieser Saison!
Kontakt: www.friedrichundelise.de
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